Feierliche Einweihung des Hedy-Lamarr-Platzes

Am 22. Todestag von Hedy Lamarr wurde der bisher namenlose Platz gegenüber der Digitalvilla unweit des Campus Griebnitzsee, an der Gabelung der Virchowstraße und Karl-Marx-Straße, feierlich eingeweiht. Universitätspräsident Prof. Oliver Günther und Potsdams Bürgermeister Burkhard Exner waren persönlich bei der Feierstunde dabei.

Hedy Lamarr „verkörpert drei Besonderheiten Potsdams – den Film, die Wissenschaft und eine besondere Geschichte“ (Bürgermeister Burkhard Exner)



Hollywood-Diva


Hedy Lamarr gilt als eine der schillerndsten Hollywood-Diven der 1940er Jahre. Sie wurde Anfang des 1. Weltkrieges am 09. November 1914 als Hedwig Eva Maria Kiesler in Wien in eine jüdische Großfamilie geboren. Ende der zwanziger Jahre wurde Hedwig Kiesler von Regisseur Max Reinhardt für die Schauspielerei entdeckt. Bekanntheit erlangte sie bereits mit 18 Jahren an der Seite von Hans Moser und Heinz Rühmann in der Wirtschaftskrisen-Komödie „Man braucht kein Geld“ (1931). Mit der ersten Nackt- und Orgasmusszene der Filmgeschichte sorgte sie in dem tschechisch-österreichischen Film „Ekstase“ (1933) für internationales Aufsehen. Vier Jahre später entfloh sie den Nazis, als auch ihrer Ehe mit dem Waffenfabrikanten Fritz Mandl und ging nach Hollywood. Fortan trug sie den Künstlernamen Hedy Lamarr und wurde als schönste Frau der Welt vermarktet.

Vorreiterin der Digitalisierung


Die andere Seite von Hedy Lamarr blieb dennoch vielfach unbeachtet. Sie war eine kluge Frau mit großem Erfinder-Geist – „Erfinden war ihr Hobby“. In ihrer drehfreien Zeit tüftelte sie in ihrem eigens im Wohnwagen-Trailer eingebauten Laboratorium. Zusammen mit dem Komponisten George Antheil wollte sie die USA während des Zweiten Weltkrieges im Kampf gegen das Hitler-Regime unterstützen und entwickelten eine 1942 patentierte Funk-Fernsteuerung für Torpedos bei der das Steuerungssignal über mehrere Frequenzen verteilt wurde und so vor Störungen durch den Feind gesichert war. Das Frequenzsprungverfahren (frequency hopping) kam im Zweiten Weltkrieg nicht zum Einsatz, jedoch sollte Lamarrs und Antheils Erfindung Jahrzehnte später wiederauftauchen. Die Erfindung dient heute als Grundlage für sichere WiFi, GPS- und Bluetooth-Verbindungen und hat abhörsicheren Mobilfunk und mobiles Internet erst möglich gemacht. In später Anerkennung an ihre Verdienste verlieh die amerikanische Electronic Frontier Foundation (EFF) ihr im Jahre 1997 den Pioneer Award. 2014 wurde Hedy Lamarr posthum in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen. In der Schweiz, Österreich und in Deutschland wird der 09. November-der Geburstag Hedy Lamarrs als „Tag der Erfinder“ gefeiert.

Die Ehrung von Hedy Lamarr hier in Potsdam ist nicht nur die Würdigung einer wichtigen historischen Persönlichkeit, sie ist zugleich ein Signal für die Innovationskraft von Frauen in technisch-naturwissenschaftlichen Bereichen“ ( Universitätspräsident Prof. Oliver Günther)

Bereits vor knapp vier Jahren, vor Entstehung der Digitalvilla, ist Herrn Prof. Dr. Norbert Gronau, dem Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftsinformatik, insb. Prozesse und Systeme an der Universität Potsdam die Idee gekommen dem Patz einen Namen mit einer Biographie die für Babelsberg und die Digitalisierung steht zu geben. Am 6. November 2019 wurde mit Unterstützung des Stadtverordneten, Herrn Götz Friederich in der Stadtverordnetenversammlung dem Antrag für die Benennung des Platzes stattgegeben.
Der Name „Hedy-Lamarr-Platz“ könnte treffender nicht sein, war der Standort rund um die Digitalvilla in der Karl-Marx Straße einst Heimat vieler Leinwandstars und dient heute als Aushängeschild für Interdisziplinarität und Vielfältigkeit der Digitalisierung.

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